NACHTSHEIMS - MÜHLE

 

Weiter abwärts geht's dann wieder in den Metternicher Flurbereich, wo man - bereits in Sichtweite - zunächst zur NACHTSHEIMS - MÜHLE kommt, die vordem FUHRMANNS - MÜHLE hieß.

Diese Mehlmühle betrieben zuletzt, und zwar bis 1928 die Eheleute Heinrich Nachtsheim und Ehefrau Agnes geb. Höfer, die aus Forst stammte. Danach wurde nur noch in geringem Umfange über etwa 10 Jahre geschrotet ( Schrot als Viehfutter ) und bei Bedarf Mehl für den Gebrauch im eigenen Haushalt gemahlen.

Ihre Vorgänger waren Johann Nachtsheim und die aus Kehrig stammende Frau Gertruda geb. Wilhelms. In deren Zeit könnte das Nebengebäude errichtet worden sein. Sie starben 1884 und 1891.

( Er wurde übrigens am Dienstag, den 16. Dezember 1884 am Heuweg

- unterhalb der Haagsmühle - vormittags um ½ 12 Uhr im Alter von 68

Jahren tod aufgefunden ).

Im Jahre 1855 gehörten nach der damaligen Zählung der Bürgermeisterei Münstermaifeld insgesamt 12 Personen zum Haushalt. Es waren neben den Eigentümern deren 7 Kinder im Alter von eins bis zwölf Jahren, eine Magd und ein Knecht sowie der 66 Jahre alte Anton Fuhrmann.

Der Namensgeber für die Nachtsheimmühle war ebenfalls ein Johann Nachtsheim. Er wurde 1772 in Hatzenport geboren und ist vermutlich kurz nach 1800 in die damalige Fuhrmannsmühle eingeheiratet.

Seine 1781 geborene Frau Maria Elisabeth Fuhrmann war die Tochter von Johann Fuhrmann und Frau Maria Anna geb. Insels, vielfach auch Ensel geschrieben, die aus Boppard stammte. Diese werden auch für 1787 als Eigentümer der damaligen Fuhrmannsmühle in Büchels Nachweis zur Brandversicherung genannt. Sie hatten neben der vorgenannten Tochter nach dem Geburtenregister mindestens noch sechs weitere Kinder, darunter auch die am 15. April 1794 geborene Tochter Anna Maria. Diese war zeitweise bei dem zitierten Chronisten Büchel in dessen Wohltäters Mühle ( s. Büchels-/ Bornsmühle ) in der Tuchfärbung tätig.

Einer ihrer Söhne war der bei der Obersten Mühle schon angesprochene Johann Fuhrmann, der nach einer Urkunde am 30.08.1824 den Tod seiner 2 1/2jährigen Tochter Elisabeth anzeigte.

In einer Heiratsurkunde vom 02.11.1847 wird der 1820 geborene Sohn Engelbert, Müller in der Schrumb ( vermutlich im elterlichen Betrieb tätig ) erwähnt, der an diesem Novembertag mit Gertrudis geb. Faber aus Einig die Ehe schloß. Aus der besagten Urkunde geht weiterhin hervor, daß die Großeltern des Engelbert väterlicherseits und mütterlicherseits zwischen 1795 und 1820 verstorben sind.

Leider sind hier die Namen nicht angegeben worden!

Es dürfte von Seiten des Großvaters allerdings Johann Peter Fuhrmann gewesen sein. Er kam von der Weyersmühle in der Pfarrei Forst und heiratete 1748 die Anna Maria Groeff. Diese war Witwe, denn ihr Geburtsname wird bei der Eintragung der Taufe einer Tochter Elisabeth am 12. Februar 1749 mit Hack ( s. auch vorletzte Mühle ) ausgewiesen.

Vor ihnen wird allerdings schon 1743 ein Domianus Fuhrmann mit Frau Maria geb. Meurer als Schromber Müller genannt. Ob er vielleicht hier eingeheiratet hatte und der erste Müller mit Namen Fuhrmann war oder eine andere Schromber Mühle betrieb, bleibt für mich offen. Der Vater der Maria Meurer könnte übrigens der in Anhang 2 genannte Müller Hannes Meurer gewesen sein.

Nach Büchel, war diese Mühle zu seiner Zeit die siebte im Schrumpftal; sie war seit 1491 vom Kurfürsten Johannes verlehnt worden. Er geht ausserdem davon aus, daß es die ehemalige Fröligsmühle sei. Meiner Ansicht nach muß es sich dabei um eine Verwechslung handeln, weil bereits zuvor die Wey/Kläsjes - Mühle als solche ausgewiesen wurde.

Es ist allerdings nicht auszuschließen, daß beide dicht beieinander liegenden Mühlen, etwa durch verwandtschaftliche Bindungen, zeitweilig mit gleichem Namen benannt waren!

Die Nachtsheimsmühle, die vor dem 2. Weltkrieg teilweise leer stand wurde ab 1944 von der Familie Peter Nachtsheim ( Sohn von Heinrich und Agnes ) bewohnt. Von Mitte 1954 bis Ende 1955 hatten auch meine Ehefrau Waltraud und ich hier unsere Bleibe.

Peter Nachtsheim ( auch Schromber Vuhl -" Vogel "- genannt ) und seine aus Loef stammende Frau Maria geborene Sturm ( meine Schwiegereltern ) betrieben in diesem Hause von 1957 bis 1982 eine viel besuchte Gastwirtschaft. Hierfür wurde ein neuer Gebäudetrakt an das alte Haus angebaut.

In diesen 25 Jahren waren meine Frau und ich durchweg an den Wochenenden und im Urlaub als Hilfe und zur Unterstützung der Eltern/Schwiegereltern mit tätig.

Das Haus stand danach einige Jahre leer und wurde 1988 für fünf Jahre an Frau Schröder ( nach ihrer Heirat " Schauff " ) vermietet. Seit 1992 sind mein Schwiegersohn Jörg Wiederhold und unsere Tochter Elke Eigentümer des Anwesens. Sie haben das alte Haus, überwiegend in Eigenleistung mit Hilfe der Verwandtschaft und einer Vielzahl von Freunden und Bekannten, zu eigenen Wohnzwecken für ihre Familie mit den Kindern Erik, Lea und Tom neu hergerichtet und im November 1995 bezogen.

 

Abbildung um 1925

( Die damalige Eigentümer mit zwei Kindern vor dem Hause )

 

 

Die Nachtsheimsmühle um 1960 ( als Gasthaus )

 

Die letzten Nachtsheimer bei ihrer Goldenen Hochzeit am 01.03. 1980 im Hofeingang mit Enkelkind Marc

 

 

Hochwasser am 28. Februar 1987

 

Altes Mauerwerk vor der Sanierung ( 1993 )

 

Die Nachtsheimsmühle heute

 

 

Anekdoten

 

vom Schromber Vuhl ( Vogel ), Peter Nachtsheim; 

er war mein Schwiegervater.

 

Der allseits bekannte Schromber Vuhl war nicht nur ein lustiger, sondern manchmal auch strenger Familienvater und sorgfältiger Hüter der hergebrachten Grundsätze, die ihm von Kindheit an im Tal der Mühlen vorgelebt worden waren.

Dazu gehörte auch die Bewahrung und Pflege der Bräuche, insbesondere ab der Zeit, als ihm und seiner Familie - nach der Ausbombung in Koblenz - das Elternhaus zur festen Bleibe wurde. Hier fühlte er sich wohl und konnte so manche seiner Streiche verwirklichen.

Das galt auch für seine Spitzfindigkeiten in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg, als er aus Gefangenschaft zurückgekehrt war. Damals trieben die Franzosen als Besatzungstruppen mit Vorliebe nächtliche Treibjagden mit Scheinwerferlicht und Maschinengewehren in der Schromb und schossen so alles Wild ab was sich bewegte. Hier waren mein Schwiegervater und der bereits vorab genannte Nachbar Kläsjes ( Wey ) Philipp, dann oft zur Stelle und griffen das auf, was die Franzosen zwar geschossen aber nicht mehr fanden, weil es schon sichergestellt worden war! Es war eine willkommene Bereicherung für den heimischen Küchentisch.

Die Schromb, übrigens früher ein gutes Jagdrevier, wurde lange Zeit von einheimischen Jägern bejagt ( s. auch Foto aus der Zeit um 1930 ).

 

( von links: Peter Durben - mein Vater - , Josef Pitsch, Wilhelm Wey )

 

Doch nicht dieses, sondern andere lustige Begebenheiten verdeutlichten den angeborenen Schalk meines Schwiegervaters in ganz besonderem Maße.

So zum Beispiel folgende:

 

Geschenkpakete zum Auffinden

Wie allseits üblich, wurden auch bei Nachtsheims Hühner, ein oder zwei Schweine und vielfach noch Ziegen gehalten. Sie dienten ausschließlich dem eigenen Bedarf. Das war für meinen Schwiegervater immer der Zeitpunkt, wo er seine Späße anbringen konnte. Er verpackte nämlich die Hühnerfüßchen oder Schweine ( Wutze ) - schwänzchen in ein fein gestaltetes Päckchen, das er noch sorgfältig verschnürte. Danach legte er dieses an eine übersichtliche Stelle am Rand des Schromber Weges ab, und zwar so, das man annehmen mußte, jemand hätte das Päckchen verloren! Er versteckte sich anschließend an einem sicheren Platz, von wo aus er das weitere Geschehen überblicken, selbst aber nicht gesehen werden konnte. Durchweg hatte er Erfolg, daß einer des Weges kam, die Sache in Augenschein nahm, dann hin und her blickte ob er auch nicht beobachtet würde, schließlich das " verlorene Päckchen " aufhob und weiter ging oder fuhr. Das reichte dem Schalk aber meist noch nicht, denn er versuchte den Päckchenfinder immer noch weiter zu beobachten, meist bis um die nächste Ecke. Dort nämlich war dessen Neugier mittlerweile so groß, daß er das Gefundene öffnete und beim Anblick des Inhalts, sicher ein wenig verärgert, alles zur Seite schmiß! Das beflügelte meinen Schwiegervater oft zur Wiederholung der Tat mit dem für ihn so schönen Erfolg!

Natürlich gab er später diese Erlebnisse immer wieder zu Hause seiner Maria, den Kindern und auch bei Piese ( Wey ) in der Metternicher Gastwirtschaft zum Besten!

 

Illustration von Marion Durben - Schneider

 

Illustration von Marion Durben - Schneider

 

Die vertauschte Glucke

 

Einmal hat mein Schwiegervater allerdings selbst erfahren müssen, wie er von einer Gleichgesinnten, die sich auch dem Schabernack verschrieben hatte, so angeführt wurde, daß er das Geschehen zunächst nur schwer verstehen und schließlich doch darüber verwundert lachen konnte.

So hatten meine Schwiegermutter und er vor, den Hühnerbestand durch Nachwuchs zu verstärken und Kücken aufzuziehen. Dazu benötigten sie aber eine Glucke, weil im eigenen Bestand kein " brenniges " Huhn war! Das wiederum wurde in Metternich ausgehandelt und der Schromber Vuhl fuhr mit seinem Hänger am Motorrad dorthin, steckte die Glucke in einen Sack, den er auf dem Hänger festmachte und damit war die Sache zuerst einmal erledigt. Doch der begeisterte Motorradfahrer lenkte sein Gefährt vor der Rückfahrt zunächst noch in Piese Hof

( Wey ), wo er in der Gastwirtschaft ein wenig verweilen wollte.

( In diesem Hof war früher auch der Metternicher Brandweiher ).

Der Aufenthalt hier verlängerte sich und die Glucke konnte abends nicht mehr zum Ausbrüten der Eier auf das eingerichtete Nest gesetzt werden.

Das tat dann am Morgen meine Schwiegermutter. Sie nahm den Sack, öffnete ihn und war beim Anblick der vermeintlichen Glucke geschockt, denn das Federvieh war kein Huhn sondern ein Hahn!

Diese sonderbare Botschaft überbrachte sie dann ihrem Pitt, der nur schwer zu begreifen vermochte, daß man ihn so angeschmiert hatte.

Und wer konnte für ihn den Tausch der Glucke in einen Hahn veranlaßt haben, eigentlich nur eine und die war es dann auch! Nämlich " Botsche " Antonia ( Antonia Port ), sie war für derartige Streiche - genau wie er - immer wieder zu haben.

Der notwendig gewordene Umtausch der Tiere ging später ohne längeren Zwischenaufenthalt im Dorfgasthaus vonstatten.

 

 

Illustration von Marion Durben - Schneider

 

Esel gesucht

 

In den späteren Jahren wurde, die in der Beschreibung der Mühle erwähnte Gaststätte eröffnet und hierfür zusätzlich ein Raum angebaut.

Nach heutiger Auffassung war der Anbau natürlich ein Stilbruch. Doch in den damaligen Jahren nach dem Kriege sah man das alles nicht so eng und die Einheimischen waren froh, daß man auch in der Schromb einkehren konnte.

Natürlich war der Schromber Vuhl bemüht, das Geschäft rentabel zu gestalten und machte daher allerorts reichlich Reklame für sein Haus. Eine war folgende Anzeige, die er in der Rhein - Zeitung veröffentlichen ließ:

 

Suche Esel zum Reiten 

für die Gäste

 

Es gab darauf sogar telefonische und auch schriftliche Angebote, aber nur von solchen Lesern, die den Neuwirt zu Genüge kannten, das Ganze noch bereichern wollten um ihn damit ein wenig in Verlegenheit zu bringen. Doch darüber lachte er nur!

Die Werbung war ansonsten wirksam, denn es kamen viele, die das Geschehen vor Ort wahrnehmen wollten. So hatte es sich Peter Nachtsheim vorgestellt, nur die Gäste waren enttäuscht, weil das Eselvieh nicht da war. Aber alle die kamen, tranken und aßen und wurden Stammgäste in der Nachtsheimsmühle.

Oftmals gab hierbei die wirksame " Eselsuche " unterhaltsamen Gesprächsstoff.

 

Von dieser Mühle abwärts bis zur Borns-/Büchelsmühle waren bis etwa 1934/35 kaum befahrbare schmale Schneisen, die sogar mehrfach über den Bach führten. Daraus ergab sich für die kommenden zwei Mühlen ein erheblicher wirtschaftlicher Nachteil, der nur schwer aufzufangen war. Insbesondere daher mußten früher auch Esel und Pferde als Transporttiere benutzt werden.                           

Home