WEYMÜHLE

 

Die nächste, noch zum Mörzer Distrikt gehörende Mühle, ist ebenfalls eine WEYMÜHLE, auch bekannt als KLÄSJESMÜHLE.

Hier waren Philipp Wey und seine Frau Klara geb. Sesterhenn die letzten Müller. Sie hielten den Mühlenbetrieb bis etwa 1930 aufrecht, wobei die letzten Jahre vermutlich nur noch dem Eigenbedarf dienten. Danach wurde das Anwesen als Landwirtschaft genutzt.

Offiziell muß der Mühlenbetrieb allerdings schon vorher eingestellt worden sein, womit wohl auch das Wasserrecht am Bach verloren gegangen war. Jedenfalls hat Philipp Wey dieses Wasserrecht seit 1921 mehrfach bei der Wasserbuchbehörde in Coblenz über den Amtsbürgermeister in Münstermaifeld neu beantragt. Es gab allerdings ständig Schwierigkeiten die dazu führten, daß die Oberlieger Mathias Wey und die Witwe Mathias Schäfer sowie die Unterlieger Heinrich Nachtsheim und Peter Haag dem Wey das Anrecht am Wasserlauf, welches dieser schon über 30 Jahre innehabe, in zwei Bescheinigungen, und zwar vom 15. Mai 1929 und 24. Juni 1929 nochmals bestätigten. Sie wiesen dabei ausdrücklich darauf hin, daß sie keinen Einspruch dagegen geltend machen würden.

In seinem Antrag vom 13. März 1921 erklärt Philipp Wey u.a., das Wasserrad betreibe heute nur noch Kreissäge und Häckselmaschine. Außerdem würde für das Vieh Wasser aus dem Bach entnommen.

Er hat das später in einer Randnotiz noch dahingehend ergänzt, daß seit 1932 eine Turbine eingebaut worden sei, weil das Wasserrad kaputt gewesen wäre. Damit erzeuge er sich jetzt auch das elektrische Licht.

Die Sache mit dem Wasserrecht wurde dann wohl doch nicht mehr verwirklicht, denn am 20. März 1936 hat Philipp Wey seinen Antrag bei dem Bürgermeisteramt in Münstermaifeld zurückgezogen.

Er und seine Frau betrieben aber weiterhin ihre Landwirtschaft.

Vor ihnen gehörte diese Mühle den Eltern/Schwiegereltern Johann Anton Wey und dessen Ehefrau Katharina geb. Pitsch, die aus der Pitsche Mühle ( Hatzenporter Bereich ) stammte.

Sie werden für 1895 erstmals unter Mörz genannt. 1907 ist es die Witwe Katharina Wey, deren Mann inzwischen verstorben war. Sie wohnte hier mit insgesamt 8 Personen.

Der Sohn Heinrich ist als 25 jähriger im ersten Weltkrieg an der Westfront gefallen. Sein Leichnam wurde damals von Frankreich in die Heimat überführt, wo der Verstorbene im Januar 1917 seine letzte Ruhestätte fand. Das Grab ist heute noch auf dem Mörzer Friedhof

vorhanden.

 

 

In Frankreich gefallen, im Heimatdorf Mörz beerdigt.

 

Für 1855 werden Nikolaus Wey mit seiner Frau Margarete geborene Mauer, fünf Kindern, einem Knecht und zwei Mägden als Bewohner ausgewiesen. Auf diesen Nicolaus ( der Vorname wird wiederholt unterschiedlich geschrieben, und zwar mit " k " und " c " ) ist mit Sicherheit der Name Kläsjes ( Kläs ) - Mühle zurückzuführen.

Er soll übrigens aus der Ternus- / Justenmühle gekommen sein. Die Anfangsbuchstaben seines und des Namens seiner Frau sind bei der am Nebengebäude angebrachten Jahreszahl 1843 mit eingemeißelt worden. An der Scheune steht das Jahr 1849. Das heutige Wohnhaus wurde 1868 erbaut. Die drei genannten Gebäude sind demnach in der Zeit dieser Eigentümer neu errichtet worden.

Das läßt darauf schließen, daß diese sehr wohlhabend waren und einen der bedeutendsten Betriebe im Tal führten! Auf dem Todeszettel für Nicolaus Wey, der 1877 starb, wird dieser auch als Müller und Gutsbesitzer ausgewiesen. Ein von ihm geführtes Buch wurde mir dankenswerter Weise von den jetzigen Hausbewohnern Kurt und Nora Wey zur Auswertung überlassen. Das sehr interessante und aufschlußreiche Buch ist beschrieben mit

" Rechnungsführung wieviel Samen ( gemeint sind Frucht/Körner ) in die Mühl kommen zum Mehl schlagen für Nikolaus Wey ".

Die handschriftlichen Eintragungen werden in den Maßen Malter, Simmer und Pfund ausgewiesen.

Der große Kundenkreis umfaßt u.a. Bewohner aus Loef, Gierschnach, Rüber, Münster, Metternich, Keldung, Lasserg, Mörz, Wierschem, Pillig, Kalt, Naunheim, Kattenes, Schloß Elz, Berresheim, Mayen, Sevenich, Sierch ( Moselsürch ), Thülaster Hof, Mertloch, Möntenich und auch aus der Schrumpf. ( Interessante Auszüge aus dem Inhalt der Aufzeichnungen habe ich am Schluß dieser Mühlenbeschreibung eingebracht ).

Außerdem haben mir die jetzigen Eigentümer einen Ausgangspaß der Königlich Preußischen Staaten vom 8. Juli 1822 überlassen, der dem Nikolaus Wey als 24jährigem Müllergesellen ausgestellt wurde. Die Ausstellungsbehörde war die Regierung in Coblenz, der Gebührensatz betrug 5 Groschen ( ein Sechstel Thaler ).

Dem Genannten wurde mit diesem Papier bis May 1823 die Genehmigung erteilt, über Coblenz am Rhein entlang bis Frankfurt zu reisen, um sich in seinem Gewerbe zu perfektionieren.

Die einzelnen Aufenthaltsorte mit den entsprechenden Zeiten wurden, soweit sie länger als 24 Stunden dauerten, von den jeweiligen Polizeibehörden bestätigt.

Dieses geschah u.a. in Speyer, Landau, Mainz, Ohlweiler und Biebrich.

( Auch hierzu sind die betreffenden Dokumente im Nachtrag zu dieser Mühle eingefügt )

Im Jahr 1855 wird noch ein 34jähriger Schneider Anton Hartung genannt, der hier, vermutlich in einem der Nebengebäude des geräumigen Bereichs, wohnte. Laut Büchel waren um 1820 Johann Bart und Ehefrau geb. Frölig ( der Vorname fehlt ) die Bewohner. Dieser Bart schien eingeheiratet zu sein, denn in der Kartenaufnahme durch Tranchot und von Müffling, 1803 - 1820, wird an diesem Standort die

" Fröligs - Mülh " genannt.

Später heißt sie wiederholt auch " Fröhlichsmühle ". Hinsichtlich dieser Namensnennung weise ich ebenso auf die Ausführungen bei der nächsten Mühle hin. Nach Büchels Aufzeichnungen über die mehrfach erwähnte Brandversicherung handelt es sich hier ebenfalls um eine ehemalige Kurfürstliche Erbbestandsmühle, die 1787 allerdings Eigentum des Philip Daum war und unter Metternich nachgewiesen wurde.

Dieser Daum stammte von der bereits angesprochenen Hirtzmühle und war 1777 eingeheiratet. Seine Frau Maria Salome Frölig, war eine geb. Kohlbecher und damals Witwe.

Der Name Frölig wird bei dieser Mühle schon 1686 genannt, damals war Henrich Frölig der Besitzer. Dessen erste Frau kam aus der vorgenannten Mühle. Als Witwer heiratete er später nochmals, und zwar die Lucia Weckbecker aus dem Feilser Hof in Metternich.

Seit 1959 haben sich die heutigen Eigentümer und Hausbewohner Kurt Wey und Ehefrau Nora geb. Hilt (sie kommt aus der Lochsmühle ) bis vor einigen Jahren, wie ihre Vorgänger, ausschließlich nur noch mit der Landwirtschaft beschäftigt

 

Die " Weymühle " heute

 

Eingang zur Mühle

 

 

 

Innenhof der Mühle

 

Nachträge

 

Hinterlassenschaften von Nikolaus Wey

In seinen bereits erwähnten Niederschriften weist Nikolaus Wey u. a. nach, wann und wieviel Vorschuß an Mühlenprodukten der betreffende Kunde erhalten hat aber auch wieviel Geld jemand schuldig geblieben ist.

Darüber hinaus hat er vermerkt, was er 1839 an Schweizer Tagelöhner und 1841 an die Maurer ( so lese ich es jedenfalls ) gezahlt hat. Für 1847 und 1865 nennt er einen Münsterer und Hatzenporter Bürger, denen er Geld ( bis zu 80 Thaler ) geliehen hat. Außerdem erwähnt er Pachtzahlungen und vieles mehr.

Weitere besonders herausgestellte Ereignisse sind,

- daß ihm am 3. März 1856 aus der Kiste 59 Thaler gestohlen wurden. Wer gestohlen hat, weiß er nicht.

- Am 28. Dezember 1856 und am 4. März 1857 ist es der Kauf von zwei Pferden zum Preis von 150 und 70 Thaler auf der Burg in ( den Ort vermag ich nicht zu entschlüsseln ) und in Mertloch.

- Auch am 19. September 1854 und 21. August 1855 hatte er wiederum zwei Pferde zu 106 und 98 Thalern in Pillig und Metternich erworben.

- Am 22. November 1856 sind ihm zwei Pferde zwischen Karden und

Müden ins Wasser gefallen und ertrunken ( es kann ja nur die Mosel gewesen sein ).

Die letzteren Eintragungen bestätigen eindeutig, daß seine Fuhrwerke viel unterwegs waren, um die Mühlenprodukte auszuliefern.

Die Geburt der neun Kinder hat er so niedergeschrieben:

Im Jahr 1830 hat Margaretha Mauer ( sie war seine Frau ) dem Nikolaus Wey eine Tochter Margaretha geboren, den 13. Juli morgens um ½ sieben Uhr.

Im Jahr 1831 hat Margaretha Mauer dem Nikolaus Wey einen Sohn geboren, den 2. November morgens ein Viertel vor elf Uhr. Seine Name ist Anton.

So geht's dann mit dem gleichen Text wie folgt weiter:

Am 7. Juli 1833 war es der Sohn Henrich, der mittags um ½ 12 Uhr geboren wurde.

1836 am 17. Jänner morgens um 6 Uhr kam der Sohn Joseph zur Welt.

Der am 2. Januar 1938 nachmittags um 3 Uhr geborene Sohn Peter starb wohl unmittelbar nach der Geburt.

Auf ihn folgte am 6. Juni 1839 nachmittags ein weiterer Sohn, der ebenfalls den Namen Peter erhielt.

Das nächste Mädchen war die Anna Maria, die am 3. August 1842 geboren wurde.

Am 9. August 1844 morgens um 6 Uhr wurde dann der Johann Anton und am 24. April 1847 nachts um 12 Uhr das neunte Kind Engelbertus geboren.

Eine weitere bemerkenswerte Überlieferung ist das noch vorhandene Testament des Nicolaus Wey vom 22. März 1877, das vor dem Königlichen Notar Joseph Kügelgen in Münstermaifeld geschlossen wurde.

Dabei waren als Zeugen zugegen: Nicolaus Endres, früher Wirth jetzt Winzer, wohnhaft in Hatzenport; Franz Joseph Zell, Kaufmann in Münstermaifeld und Philipp Braun, Leinenweber sowie der Müller Johann Nachtsheim ( er war der Nachbar ), beide wohnhaft in der Schrumpf.

Die beglaubigte Niederschaft lautet wie folgt (auszugsweise ):

- Auf meinen Todesfall vermache ich meinen Kindern Anton Wey, wohnhaft in Südamerika,

Joseph Wey, Bäcker in Hamburg

und dem Peter Wey, Müller, ohne bekannten Wohn - und Aufenthaltsort bloß den Pflichtteil.

Ergänzend dazu heißt es weiter, daß dieselben an dem Kaufpreis der durch den Notar heute verkauften Mühle mit Zugehörigem von meinem Sohn Johann Anton Wey nichts zu beziehen haben ( zu erhalten haben ) und das jeder von denselben auch keine Beständnis (Zusage ) oder Hilligsgut mit Eintausend Thalern von mir erhalten soll. ( Hillig ist in etwa vergleichbar mit dem heutigen Poltern )

Der Kaufpreis der Mühle und das Hilligsgut vermache ich vielmehr meinen übrigen fünf Kindern im Voraus vor aller Teilung.

Erläuternd ist hier zu vermerken, daß der Sohn Johann Anton Wey die Mühle beerbte. Ein Gegenwert ist in dem besagten Testament nicht genannt, vermutlich gab es noch einen gesonderten Erbvertrag.

Die Ehefrau Margaretha geb. Mauer wird hinsichtlich des Besitzes nicht genannt. Sie war, wie damals durchaus üblich, vermutlich keine Miteigentümerin, sondern nur Ehefrau und Mutter!

Ich nehme an, daß zu den nur mit dem Pflichtteil bedachten drei Kindern Anton, Joseph und Peter die Kontakte wohl gänzlich verloren gegangen waren.

 

Aufenthaltsbestätigungen

 

Ausgangs-Paß für Nikolaus Wey mit Aufenthaltsbestätigungen

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