HAAGS -WALKMÜHLE

 

Es handelt sich um die HAAGS - oder die von früher her bekannte " neue " WALKMÜHLE.

Sie ist nicht, wie ich ursprünglich immer angenommen habe, die Walkmühle, die Büchels Wohltäter gehörte!

Diese und die beiden vorgenannten Mühlen waren übrigens einige Male vom Hochwasser arg betroffen worden. So u.a. auch im Februar 1987

beim plötzlichen Abgang des über Monate gefrorenen Schnees von den Seitenhängen des Tals.

 

Johann Haag, der letzte Müller beim Hochwasser 1987

Der erste hier namentlich genannte Müller dürfte um 1760 ein Johann Heinrich Oppenhäuser gewesen sein.

1779 war es dann Michel Stein, der aus der Steins-/Hackmühle stammte.

Nach der Schätzung für die Brandversicherung ist 1787 die Witwe dieses Michel Stein Eigentümerin des Hauses gewesen, bei dem es sich damals und auch später noch um eine …lmühle handelte.

Im Juli 1806 wurde der gesamte Besitz von einem Tuchmacher Mohrs aus Münstermaifeld gekauft. Dieser Johann Mohrs und seine Ehefrau Anna Maria geb. Schnabel betrieben ab dieser Zeit hier die

" neue " Walkmühle. In der Mühle wurden zur Tuch - und Filzherstellung Wollgewebe und Fasern sowie tierische Haare

( überwiegend von Kühen und Ziegen ) verarbeitet. Diese sind in feuchtwarmen Zustand durch mehrmaliges Pressen, Stoßen und Stauchen auf der Walkmaschine verdichtet und verfilzt worden. Den Filz benötigte man insbesondere für wetterfeste Kleidung, wie Mäntel, Hüte und Decken.

Die Ehefrau Anna Maria, die 1825 Witwe war, verkaufte damals an den Johann Weber, Schneider in Metternich, einen Acker " Im Hau "

( bereits genannte Gemarkung ), dessen vertragliche Gestaltung mein besonderes Interesse fand ( s. Nachtrag ).

Nach ihr hatte hier vermutlich der Müller Philipp Richter seinen Wohnsitz, ob er allerdings der unmittelbare Nachfolger war läßt sich nicht mehr feststellen.

1855 werden Heinrich Ploeser und seine Ehefrau Elisabeth geb. Welling als Bewohner genannt. Sie hatten damals fünf Kinder. Ihr Nachfolger und neuer Eigentümer hieß Schmitt. Er soll aus Rüber gekommen sein, wo seine Mühle abgebrannt war. Ob die beiden Letztgenannten auch das Walken weiter betrieben haben, ist nicht ersichtlich.

Seit 1870 etwa ging die Mühle in den Besitz der Familie Haag über. Es war Johann Haag, 1839 in Lütz geboren, der hier einheiratete und mit seiner Frau Katharina geb. Schmitt eine Mehlmühle betrieb, ( s. auch vorgenannte Lohmühle ).

Ihre Nachfolger waren dann der Sohn Peter Haag und dessen Frau Barbara geb. Dötsch, die aus Hatzenport stammte. ( Hierzu gibt es auch eine witzige Anekdote vom damaligen Wilhelm, Ferdinand Sender aus Münstermaifeld - s. Nachträge - ).

Letzter Müller der Haagsmühle war deren Nachkomme Johann Haag und seine Frau Maria Elisabeth geb. Gilles aus Wierschem, die den Mühlenbetrieb bis 1955 aufrecht hielten. Sie hatten übrigens nach dem zweiten Weltkrieg den Antrieb der Mühle mit Elektromotor verstärkt.

Nach Schließung der Mühle hielt die Familie Johann Haag und später auch deren Sohn Gerhard, die schon immer geführte Landwirtschaft weiter aufrecht.

Seit 1993 ist Gerard Wawrzyniak Eigentümer der ehemaligen neuen Walk-/Haagsmühle, die er zur Zeit als Wohnhaus saniert und teilweise umbaut.

 

Die Haagsmühle um 1935/40

 

Die Mühle 1984

 

Das neue Gebäude von Gerard Wawrzyniak

 

Nachträge zu der Mühle

 

1. Vertrag der Witwe Anna Maria Mohrs, Walkmüllerin und des Johann Weber, Schneider zu Metternich vom 26. Mai 1825.

 

Aus alten Unterlagen des Matthias Weber ( verstorben 1986 )

aus Metternich bin ich zu einem Dokument von 1825 gekommen, dessen Inhalt einen erwähnenswerten Überblick des örtlichen Zeitgeschehens auf dem Maifeld vor nunmehr nahezu 175 Jahren widerspiegelt und daher mein besonderes Interesse erweckte.

Ich habe es wie folgt ausgewertet:

Das zweiseitige Papier, in Langschrift beschrieben - ähnlich der späteren deutschen Sütterlinschrift - regelt urkundlich einen Vertrag über den Verkauf eines Ackers und galt damit als Ersatz für das zu dieser Zeit noch nicht geltende Grundbuch. In dem Vertrag ist folgende Vereinbarung verbindlich festgehalten ( auszugsweise ):

Heute am 26. März 1825 verkaufte die Witwe Mohrs, Walkmüllerin aus der Schrompf ( Schrumpftal ), Gemeinde Metternich, Bürgermeisterey Münstermayfeld, dem Johann Weber, Schneider zu Metternich, anderthalb Viertel Ackerland. ( Das Viertel ist auch heute noch übliches Feldmaß auf dem Maifeld, 1 Viertel = ½ Morgen oder 12,5 Ar ).

Der besagte Acker von 18,75 Ar ist gelegen im " Hau "

( Flurbezeichnung ), Metternicher Bann. Er grenzt oberseits an das Feld von Johann Heidger, Ackerer zu Metternich und untererseits an das von Johann Barz, Müller in der Schrompf. ( Er bewirtschaftete die damalige Lohmühle ).

Es heißt dann weiter, daß das vorgegebene Maß nicht garantiert wird, die Obstbäume im Grundstück beim Vertrag einbezogen sind und der Acker frei ist von Zinsen und Hypotheken.

Dieses Papier gilt zugleich als Kaufbrief und mit der Unterschrift der Verkäuferin auch als Quittung für die Zahlung des Kaufschillings von 14 preußischen Thalern. Die Zahlung ist also in bar vor Ort erfolgt, was später auch noch bestätigt wird.

( Schilling war allgemein die bis ins 19. Jahrhundert geltende Rechnungseinheit ).

Das besagte Feld, welches die Walkmüllerin auf ausdrücklichen Wunsch ihrer Tochter Anna Maria verkaufte, hatte sie dieser ursprünglich zu deren Verehelichung mit dem Münstermayfelder Kaminkehrer Gottlieb Maywald als Hochzeitsausstattung ( sogenannte Mitgift ) überlassen. Diese wußte aber mit dem Acker nichts oder nur wenig anzufangen. Denn, so heißt es in der Niederschrift, daß sie ( die Anna Maria ) das Geld viel anständiger ( dienlicher dürfte gemeint sein ) findet als das Feld. Eine durchaus verständliche Auffassung für die junge Frau eines Kaminfegers, der es vermutlich im eigenen neuen Haushalt an allem fehlte und für derartige Anschaffungen brauchte sie eben bares Geld!

Da die besagte Tochter nicht schreiben konnte ( das war übrigens keine Seltenheit und lag sicher nicht an der mangelnden Intelligenz, sondern vielmehr an den fehlenden Möglichkeiten eines Schulbesuchs in der Kindheit ) wurde ihre Zustimmung zu dem Vertrag vereinbarungsgemäß am Schluß des Dokumentes mit Handzeichen bestätigt. Sie machte deutlich erkennbar ihre drei Kreuze!

Von den Bäumen, so heißt es weiter, wird die Verkäuferin für das laufende Jahr ( also 1825 ) noch das Obst ernten. Sie übernimmt allerdings in diesem Jahr auch noch die ausstehenden und das Feld belastenden Grundsteuern. Für die Zukunft trägt der Käufer diese Kosten, er muß sich daher in die Rolle ( gemeint ist hier die damals existierende Steuer - oder Abgabeliste bei der Gemeindebehörde ) eintragen lassen.

Die Verkäuferin dankt für die gute ( prompte ) Zahlung und tritt das Grundstück gleich an den Käufer zum gänzlichen Eigentum ab.

" Zur wahren Urkund, aller Sicherheit und Bekräftigung dessen, haben sich alle Teile, nebst den hierzu erbetenen Zeugen Anton Etzkorn, Ackerer und der Schullehrer Johann Georg Arnold, beide aus Metternich, hierfür bereit erklärt und eigenhändig unterzeichnet ".

So geschehen zu Metternich , am Tag, Monat und Jahr, wie eingangs erwähnt.

Dann folgt die Unterschrift der Verkäuferin und der Zusatz " Die Tochter Anna Maria erklärt nicht schreiben zu können und macht daher im Beisein der benannnten Zeugen hierfür ihr Handzeichen " ( + + + ). Nachfolgende Unterschriften leisteten Johann Weber als Käufer, J.G. Arnold, Zeuge und Anton Etzkorn als Zeuge.

 

 

Folgender Vermerk des Friedensgerichts beschließt das Dokument:

Vorgelegt und eingetragen zu Münstermayfeld am zweiundzwanzigsten Juny 1800 fünf und zwanzig, Nummer 10 des Registers.

Erhalten fünf Silbergroschen.

 

        Der Friedensrichter                                                    Der Gerichtsschreiber

( Unterschrift Bauernband )                                         ( Unterschrift J.A. Boentgen )

 

 

Nachruf der neuen Eigentümer zum Tode des letzten Müllers der

Haagsmühle, Johann Haag. ( Rhein - Zeitung vom 12.11.1994 )

 

 

 

  Anekdote aus der Zeit von Johann Haag um 1839

 

Auszug aus dem Heimatjahrbuch 1984 des Kreises Mayen-Koblenz (Maifelder Histörchen aus alter und neuerer Zeit - zweite Folge - ) von Hans Gappenach.

 

Großvater Sender

 

Großvater Sender, betreute im vorigen Jahrhundert die Herberge für die auf der Walz durchziehenden Hanwerksburchen. Bereits von dessen Vater, Wilhelm Ferdinand Sender, sind allerlei Schelmereien überliefert worden. Wenn der erste Schnee gefallen war, suchte er sich jedes Jahr ein Opfer, das er " hereinlegen " konnte. Er begann so:

" Nau hann se den Müller Haag aus der Schrumpf och widder verhaft! "

Der andere wunderte sich: " Suhu ? - Borimm dat da ? -

- " Ja, ja, der konnt et net losse! "

Dann entspann sich ein längerer Dialog, wobei der zweite immer neugieriger gemacht wurde, bis Sender mit dem ernstesten Gesicht schließlich die Spannung löste:

" Ja ja, er hatt wieder Schniee unner dat Mehl gemengt! "

Die ehemalige Haagsmühle ist heute das letzte zu Metternich gehörende Gebäude, obschon nach der katasteramtlichen Abgrenzung auch die nächstfolgende frühere Mühle immer noch überwiegend im Metternicher Flurbereich liegt!

Hierzu sind einige Bemerkungen erforderlich.

Die bestehende Bürgerschaft der Metternicher mit Münstermaifeld wurde im März 1798 von den damals herrschenden Franzosen aufgehoben. Sie bildeten nämlich aus Metternich sowie dessen heutigem Ortsteil Feils, der damals überwiegend von kurfürstlichen Höfen bewohnt war und einem Teil der Schrumpf eine eigene Gemeinschaft.

Dazu gehörte als letzte Mühle auch die von Büchels Wohltäter, und zwar die nun folgende Borns - oder Probstemühle.

Auch nach dem neuen Landmaß von 1825 wurde diese, so hat es Büchel ausdrücklich festgehalten, nach Metternich zugeschlagen. Die damalige Grenze zwischen Metternich und Hatzenport ging durch den Standort des Mühlenbereichs! So ist es übrigens auch jetzt noch, und zwar läuft sie durch den Garten und Teile des Gebäudes, dennoch zählt der Wohnbereich nunmehr zu Hatzenport.

Metternich hatte übrigens 1855 insgesamt 349 Einwohner, davon allein 87, die im Schrumpftal wohnten! Heute sind es etwa 100 weniger und im Schrumpftal, den Mörzer Teil einbezogen, um die 20.

Diese nächste und erste Hatzenporter Mühle liegt etwa 900 Meter unterhalb der Haags - Mühle.

Wie schon erwähnt, war zu ihr bis etwa 1935 von der Nachtsheimsmühle her ein kaum bzw. nur schwer befahrbarer Weg. Die Zufahrt von Hatzenport wird vermutlich nicht viel besser gewesen sein.                              

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